Auf dem Gewässergrund des Becken 5 des Horlachgrabens befindet sich eine Schlammschicht mit einer durchschnittlichen Stärke von 1,20 m. Der Schlamm besteht hauptsächlich aus organischem Material, verursacht durch den Eintrag von Laub, Ästen, Überresten von Wasserpflanzen, Ausscheidungen der Fische und abgestorbenen Algen. Durch die Nährstoffeinträge und die Zersetzung des organischen Schlammes kommt es zu einem Nährstoffüberschuss im Gewässer, der wiederum zu einem starken Wachstum von Algen und Wasserlinsen führt. Damit ist die Eutrophierung des Gewässers ein sich selbst verstärkender Prozess, der durch Sauerstoffmangel und Gifte, die zum Beispiel durch Blaualgen oder Faulgase entstehen, zum Fischsterben führen kann.
Ziel des Pilotprojektes ist es, 20 cm des Bodenschlammes abzubauen und damit nachzuweisen, dass der Abbau von Schlamm ausschließlich durch die Werkzeuge der Natur ein kostengünstiges und umweltschonendes Verfahren ist. Genutzt werden dafür Bakterien, die speziell für den Einsatzzweck in sogenannten Braustationen konditioniert werden und Exoenzyme bilden. Die Bakterien entsprechen denen in der Natur vorkommenden Stämmen, die aber im Gewässer nicht mehr ausreichend vorhanden sind, um das vorhandene organische Material abzubauen.
Der Horlachgraben ist Teil eines alten Main-Armes und wird als Vorfluter zur Aufnahme des Regenwassers aus der Kanalisation genutzt. Der Graben hat keinen natürlichen Zulauf. Das Becken 5 besitzt eine Länge von 654 m, eine Breite von 21 m und eine mittlere Tiefe von 2,95 m. Das bedeutet, dass das Becken bereits zu 41 % mit Schlamm gefüllt ist.
Wirkprinzipien an der Gewässeroberfläche
Wirkprinzipien am Gewässergrund
Das Projekt startete am 09.08.2023 mit der ersten Einbringung von 4.000 Liter Bakterienprodukt, das zu 98 % aus Wasser, Bakterien und Enzymen besteht. Vermehrt und konditioniert werden die Bakterien für ihren Einsatz in zwei speziellen Braustationen. Dieser Prozess dauert je nach Aufgabenstellung 48 oder 72 Stunden bei intensiver Sauerstoffzufuhr und einer konstanten Temperatur von 27 °C.
Das Projekt wird unterstützt und begleitet von:
Datum |
Tätigkeit / Ergebnis |
18.07.2023 |
Schlammspiegelmessung |
09.08.2023 | 1. Behandlung mit 4.000 Liter Bakterienprodukt |
14.08.2023 |
2. Behandlung mit 4.000 Liter Bakterienprodukt |
23.08.2023 |
Kontrollmessung Schlammspiegel und Kontrolle Sauerstoffsättigung |
03.09.2023 | 3. Behandlung mit 4.000 Liter Bakterienprodukt Kontrolle Sauerstoffsättigung |
07.09.2023 | 4. Behandlung mit 2.000 Liter Bakterienprodukt Kontrolle Sauerstoffsättigung |
27.09.2023 | Kontrollmessung Schlammspiegel und Kontrolle Sauerstoffsättigung Schlammspiegel: 0,80 m Wassertemperatur: 14,20 °C (15 cm unter Wasseroberfläche) |
29.09.2023 |
5. Behandlung mit 3.000 Liter Bakterienprodukt |
20.10.2023 |
Kontrollmessung Schlammspiegel und Kontrolle Sauerstoffsättigung |
21.02.2024 |
Veröffentlichung des Monitoring-Berichtes der Brandt Gerdes Sitzmann |
Das Pilotprojekt wurde erfolgreich am 20.10.2023 abgeschlossen. Die Wasserqualität hat sich deutlich verbessert. Seit Juli 2023 wurde rund 45 cm Schlamm abgebaut.
Bei den Messungen wird der direkte Zusammenhang zwischen den Wassertemperaturen und der Abbaugeschwindigkeit deutlich. Unter 9 °C stellen die Bakterien, die für den Abbau des Schlammes verantwortlich sind, die Arbeit ein. Zwischen 9 °C und 15 °C verringert sich die Abbaugeschwindigkeit deutlich.
Im Auftrag der Stadt Rüsselsheim hat die Brandt Gerdes Sitzmann Wasserwirtschaft GmbH ein Monitoring der Gewässerbehandlung durchgeführt. Am 21.02.2024 wurde der Bericht zum Pilotprojekt veröffentlicht.
Das Pilotprojekt wurde intensiv von der Öffentlichkeit begleitet. Zahlreiche Medien berichteten darüber. Hier ist eine kleine Auswahl.
"Booster" für den Horlachgraben, Rüsselsheim, 12.09.2023
Schlammfresser für die Horlache, Frankfurter Rundschau, 23.08.2023
Stadt testet neuartiges Verfahren, Rüsselsheim, 16.08.2023
Bakterien sollen Schlamm in Rüsselsheim wegknabbern, Hessenschau, 15.08.2023