Im nördlichen Teil des Ostparks in Rüsselsheim am Main liegt der künstlich angelegte Ostparkweiher, welcher eine Wasserfläche von etwa 2.850 Quadratmetern umfasst. Gespeist wird der Weiher durch Grundwasser, das über spezielle Wasserleitungen zugeführt wird. Ein technischer Überlauf regelt den Wasserstand und leitet überschüssiges Wasser in ein Versickerungsfeuchtbiotop. Problematisch beim Ostparkweiher ist die Anordnung des Zu- und des Ablaufes. Zu- und Ablauf befinden sich im vorderen Bereich im rechten Winkel. Der hintere Bereich des Weihers wird deshalb kaum mit Frischwasser versorgt, eine Strömung ist nicht vorhanden.
Zur Erhaltung der Wasserqualität und Unterstützung des lokalen Ökosystems, das Fische und Schildkröten beheimatet, sind im Weiher Sauerstoffsprudler installiert. Im Jahr 2024 stand eine besondere Behandlung des Weihers mit Bakterien, Exo-Enzymen und NanoBubbles an, um die Funktionalität und ökologische Stabilität weiter zu verbessern.
Wirkprinzipien an der Gewässeroberfläche
Wirkprinzipien am Gewässergrund
Das Projekt startete am 08.05.2024 mit der ersten Einbringung von 700 Liter Bakterienprodukt, das zu 98 % aus Wasser, Bakterien und Enzymen besteht. Vermehrt und konditioniert werden die Bakterien für ihren Einsatz in speziellen Braustationen. Dieser Prozess dauert je nach Aufgabenstellung 48 oder 72 Stunden bei intensiver Sauerstoffzufuhr und einer konstanten Temperatur von 27 °C.
Mit der Behandlung können ausschließlich organische Bestandteile des Schlamms abgebaut werden, also weder Sand noch Lehm. In der Regel besteht der Schlamm am Gewässergrund überwiegend aus organischem Material, das über viele Jahre hinweg durch Laub, abgestorbene Pflanzen, Algen, Ästen und Ausscheidungen von Tieren entstanden ist.
Unabhängig von den Messungen der Auftraggeber führen wir teilweise wöchentlich eigene Schlammspiegelmessungen sowie Schlamm- und Wasseranalysen durch, um unsere Behandlung permanent zu anzupassen und den Behandlungsfortschritt sichtbar zu machen. Wir nutzen für die Schlammspiegelmessungen ein Messrohr, wie es auch in der Abwassertechnik verwendet wird. Dieses Verfahren ist von den Behörden und bei Fachleuten anerkannt und allgemein üblich. Unsere Schlammspiegelmessung im Horlachgraben erfolgt in drei Stufen:
Unsere Schlammspiegelmessungen erfolgen in drei Schritten:
Im ersten Schritt messen wir bis zum Kompaktschlamm, also die Wassersäule inklusive des darüber liegenden Schwebschlamm. Dazu setzen wir das Messrohr vorsichtig auf den Kompaktschlamm auf.
Im zweiten Schritt stoßen wir das Rohr durch den Kompaktschlamm hindurch bis zum Gewässergrund. An der Skala können wir ablesen, wie tief das Rohr eindringt, und diesen Wert mit dem im Rohr befindlichen Schlamm abgleichen. Nach dem Herausziehen des Rohres warten wir, bis sich der Schwebschlamm absetzt und eine klare Trennungslinie zwischen Wasser und Schlamm bildet.
Im dritten Schritt überprüfen wir visuell und analytisch, ob wir den Grund – also Lehm, Sand oder anderes anorganisches Sediment – erreicht haben. Entscheidend ist es, die gesamte Schlammsäule visuell zu prüfen, um sicherzustellen, dass die Messung korrekt ist. Im Zweifelsfalle wiederholen wir die Messung.
Im Horlachgraben und im Ostparkweiher entnehmen wir zusätzlich Tiefenproben, also Sedimentproben unterhalb unseres „normalen“ Messhorizonts. Auch wenn die Ergebnisse visuell eindeutig sind, werden die Proben immer im Labor auf den Gehalt organischer Masse untersucht. Beim Ostparkweiher müssen wir sehr vorsichtig bei der Probenahme vorgehen, um die Sperrschicht am Gewässergrund, die Abdichtung, nicht zu beschädigen.
Wir haben in den vergangenen Wochen und Monaten in den Becken des Horlachgrabens viele weitere Verfahren getestet und verglichen, haben mit Wissenschaftlern und Fachleuten diskutiert. Wichtig ist uns, die Messwerte unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten abzusichern und nachvollziehbar zu machen.
Datum |
Tätigkeit / Ergebnis |
BGS Wasser 2021 |
Das Ingenieurbüro BGS Wasser hat in seinem Gutachten aus dem Jahr 2021 einen durchschnittlichen Schlammspiegel von 57,6 cm ermittelt. Gemessen wurde nur der Kompaktschlamm. Der Kompaktschlamm ist der Schlamm, der bei einer mechanischen Entschlammung zum Beispiel durch einen Bagger entfernt werden kann. Darüber befindet sich der Schwebschlamm in der Wassersäule. Seit 2021 dürften noch einige Zentimeter Schlamm hinzugekommen sein. |
23.-24.04.2024 |
Intensive Beprobung und Schlammspiegelmessung; |
08.05.2024 |
1. Behandlung mit 700 Liter Bakterienprodukt zur Schlammreduktion; Installation des NanoBubbler "Kingfisher" |
18.05.2024 |
Behandlung mit 700 Liter Bakterienprodukt zur Reduktion überschüssiger Nährstoffe |
26.-27.05.2024 |
Beprobung und Schlammspiegelmessung; |
29.05.2024 |
2. Behandlung mit 700 Liter Bakterienprodukt zur Schlammreduktion |
12.06.2024 |
3. Behandlung mit 700 Liter Bakterienprodukt zur Schlammreduktion |
24.-25.06.2024 |
Beprobung und Schlammspiegelmessung; |
03.07.2024 |
4. Behandlung mit 700 Liter Bakterienprodukt zur Schlammreduktion |
13.07.2024 |
Behandlung mit BacBags Die BacBags werden an Schlammschwerpunkten eingesetzt, um Bereiche gezielt zu behandeln in denen es keine natürliche Strömung gibt. |
17.07.2024 |
5. Behandlung mit 700 Liter Bakterienprodukt zur Schlammreduktion |
31.07.2024 |
6. Behandlung mit 700 Liter Bakterienprodukt zur Schlammreduktion |
ab August |
Der NanoBubbler "Kingfisher" läuft ohne Probleme. Nur Laub verstopft gelegentlich die Ansaugung. |
07.08.2024 |
Zusätzliche Behandlung mit 700 Liter Bakterienprodukt zur Schlammreduktion an Schwerpunkten im Horlachgraben, unter anderem im vorderen Bereich. Das Bakterienprodukt wird direkt in den Schlamm geimpft. Der Ostparkweiher trübt sich in der Folge wieder extrem ein. |
14.08.2024 |
Zusätzliche Behandlung mit 700 Liter Bakterienprodukt zur Schlammreduktion an Schwerpunkten im Horlachgraben, unter anderem im vorderen Bereich. Die Trübung des Ostparkweihers bleibt bestehen, da sich große Mengen Schlamm auflösen. |
15.08.2024 |
Schwerpunktbehandlung mit BacBags in Poblembereichen, insbesondere hinter der Insel und im vorderen Bereich am Schilf |
21.08.2024 |
7. Behandlung mit 700 Liter Bakterienprodukt zur Schlammreduktion; auf der Grundlage von Schlammspiegelmessungen wird de Behandlung angepasst |
03.09.2024 |
Die Schlammspiegelmessung erfolgt nun aller zwei bis drei Wochen, um den Fortschritt festzustellen und die Behandlung weiter anzupassen. Folgende Werte wurden gemessen: Kompaktschlamm: 12 cm |
04.09.2024 |
|
18.09.2024 |
9. Behandlung mit 700 Liter Bakterienprodukt zur Schlammreduktion entsprechend der durch die Schlammspiegelmessung ermittelten Werte |
25.09.2024 |
Die aktuelle Schlammspiegelmessung zeigt einen weiteren Rückgang des Schlammes am Gewässergrund. Der Kompaktschlamm löst sich auf und suspendiert in die Wassersäule. Dort wird er durch die Bakterien abgebaut. Kompaktschlamm: 6 cm Der Kompaktschlamm ist der Schlamm, der bei einer mechanischen Entschlammung zum Beispiel durch einen Bagger entfernt werden kann. Darüber befindet sich der Schwebschlamm in der Wassersäule. Tiefenbeprobung des Ostparkweihers, d.h. Überprüfung des Messhorizonts der Schlammspiegelmessung und des Bereiches direkt darunter durch Laboruntersuchungen. Wird kein organisches Material mehr festgestellt, wurde der Gewässerboden erreicht. |
02.10.2024 |
10. und damit letzte reguläre Behandlung mit 700 Liter Bakterienprodukt zur Schlammreduktion entsprechend der durch die Schlammspiegelmessung ermittelten Werte. Behundlung von Schwerpunkten. Die Behandlung mit Bakterienprodukten ist abgeschlossen, der NanoBubbler bleibt bis Ende Oktober im Betrieb. |
10.10.2024 |
Unser Job ist erledigt. Die Schlammspiegelmessung zeigt mittlerweile Werte in einem kaum noch messbaren Bereich: Kompaktschlamm: 6 cm Im November erfolgt eine Abschlussmessung bei der die Werte noch einmal überprüft werden. Den Schlamm und das Pflanzenmaterial im vorderen Teil des Weihers können wir nicht abbauen, da dieser Bereich über die gesamte Saison hinweg weitgehend trocken gefallen war. Ohne Wasser arbeiten unsere Bakterien nicht. Dieses Material muss manuelle entfernt werden. |
Im Ostparkweiher hat sich in den letzten Monaten viel verändert. Bei regelmäßigem Besuch konnten immer wieder Veränderungen festgestellt werden. Das Wasser wurde zeitweise klarer, trübte sich jedoch regelmäßig wieder ein. Teilweise bildete sich eine Schicht an der Wasseroberfläche, die später wieder verschwand. Durch die zusätzlichen Behandlungen an bestimmten Schwerpunkten war der Ostparkweiher vorübergehend stark getrübt. Grund dafür war das organische Material am Gewässergrund, das sich durch die Exo-Enzyme und Bakterien auflöste und in die Wassersäule suspendierte. Das organische Material wurde anschließend von den Bakterien verstoffwechselt. Eine Gefahr für Pflanzen und Tiere bestand zu keiner Zeit, da es sich um einen natürlichen Prozess handelt. Die Wasserwerte wurden kontinuierlich überwacht. Frisch eingetragenes Material, wie Äste und frische Blätter, können mit dem Verfahren nicht abgebaut werden. Das ist erst in den Folgejahren möglich, wenn bereits ein gewisser Zersetzungsgrad erreicht ist. Dieser Prozess läuft aber nun ebenfalls schneller ab.
Während der gesamten Zeit wurde die Behandlung regelmäßig angepasst. Es wurden kontinuierlich Messungen und Analysen durchgeführt. Die Behandlung erfolgte teilweise wöchentlich und wurde am 02.10.2024 abgeschlossen. Der NanoBubbler wird noch bis Ende Oktober in Betrieb sein.